Das, was jetzt kommt, passt nicht recht zur weit verbreiteten Einstellung von uns Coaches à la Verwirkliche deine Träume, If you can dream it you can do it, Wenn deine Absicht nur klar genug ist, kannst du alles erreichen… tausend Mal gehört, gelesen und ja – auch selbst oft genug in dieses Horn geblasen. Und ich glaube auch nach wie vor, dass diese Einstellung große Energien freisetzen und uns in vielen Fällen dazu verhelfen kann, erfolgreich zu sein, Großes zu leisten, vielleicht sogar Berge zu versetzen. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Ein anderer Teil heißt: Wir alle haben auch Bereiche in unserem Leben, in denen wir es trotz großer Ziele und Visionen, täglicher Anstrengung und positiver Affirmationen einfach nicht packen, es gründlich vermasseln oder feststellen, dass wir aufs falsche Pferd gesetzt haben.
Und irgendwann kommen wir zu dem Punkt, an dem uns klar wird, dass das, was wir uns vorgenommen oder so sehr gewünscht haben, so nicht eintreten wird.
Und wenn wir irgendwann bereit sind, uns das einzugestehen, dann tut es erstmal weh. Es macht uns wütend. Und dann traurig. Denn tatsächlich können wir auch trauern um nicht erreichte Ziele, nicht erfüllte Wünsche, um unsere geplatzten Träume. Jorge Bucay nennt es „die Trauer um das, was niemals war“. Und das, was schmerzt, ist der Verlust dieser Träume, dieser Vorstellungen, dieser Wünsche.
Das kann der Wunsch von der heilen Familie sein, die Idealvorstellung einer erfüllten Beziehung, das Wunschkind, der Traumjob, der Durchbruch als Künstler, das eigene Haus am Meer, die Idealvorstellung über unseren Körper, unsere spirituelle Entwicklung, die Überwindung einer Krankheit und so vieles mehr…
Und auch wenn es sich erstmal scheiße anfühlt – Ich glaube, dass es heilsam ist, wenn wir es schaffen, ehrlich zu uns selbst zu sein und uns diesem Verlust und den damit verbundenen Gefühlen stellen. Denn nur dann können wir weitergehen, uns weiterentwickeln. Wir lassen etwas zurück, um etwas anderes zu finden.
Zugleich soll das keine Einladung sein, vorschnell aufzugeben und die Flinte ins Korn zu werfen. Natürlich kann und wird es auch mal unbequem und anstrengend sein, meine Ziele zu verfolgen. In jeder noch so glücklichen Beziehung wird es immer wieder Konflikte geben, die ausgetragen werden wollen. Aber es ist etwas anderes, wenn ich jahrelang an einer Beziehung festhalte, nur aus Angst mir einzugestehen, dass sie längst nur noch eine Hülle ist.
(Das nur als Beispiel – und für alle, die mich persönlich kennen: Ortwin und ich lieben und streiten uns erfüllt weiter, auch nach 20 Jahren!)
Ich wünsche uns allen den Mut, ehrlich zu uns selbst zu sein, die Bereitschaft uns mit dem Schmerz über geplatzte Träume auseinanderzusetzen und die Zuversicht, gestärkt daraus hervorzugehen und neue Wege zu entdecken.
Namaste, deine Saskia